Ukraine-Krieg verstärkt Risiken für Fahrzeuglogistik enorm
14.03.2022
Brüssel: Die Engpässe bei der Versorgung mit Halbleitern und weiteren Pkw-Komponenten, die wachsende Inflation und nun auch die rasant steigenden Kraftstoffpreise strapazieren Produktionsprozesse, bringen sie zum Teil sogar zum Erliegen.
Eine Krise jagt die nächste
Die ECG und die von ihr vertretene Branche der europäischen Fertigfahrzeuglogistik steht uneingeschränkt an der Seite der Ukraine und den von diesem Krieg betroffenen Menschen. In der Fertigfahrzeuglogistik sind sehr wahrscheinlich mehr ukrainische Bürger und Bürgerinnen beschäftigt als in den meisten anderen Industriezweigen des Kontinents. Die ECG sammelt aus diesem Grund Spenden, um jene Mitglieder ihres Verbunds zu unterstützen, die sich sehr aktiv bei der Bekämpfung einer sich dramatisch verschärfenden humanitären Krise engagieren.
Gleichzeitig ist der Sektor durch viele Entwicklungen mit äußerst schwerwiegenden Herausforderungen bei der Umsetzung seiner täglichen Arbeit konfrontiert, denen es zu begegnen, sie im Idealfall abzumildern gilt. Die aktuellen Ereignisse werden so für ein drittes Krisenjahr in Folge verantwortlich zeichnen, nachdem zunächst die COVID-Pandemie und dann der Halbleitermangel die Abläufe massiv beeinträchtigt haben.
Grafik: ECG - Verband der Europäischen Fahrzeuglogistik
Lieferketten in desolaten Zuständen
Erneut werden die globalen Lieferketten auf eine harte Probe gestellt, müssen ihre Resilienz unter schwierigen Umständen beweisen. Die Automobilindustrie ist bei der Beschaffung verschiedener Bauteile sowie auch Rohstoffe und Halbfertigmaterialen in hohem Maße von der Ukraine abhängig. Am deutlichsten betroffen und mit den größten Auswirkungen versehen ist die ausfallende Zulieferung sogenannter Kabelbäume. Diese wurden dort bisher für die Branche in großer Stückzahl von vielen Arbeitskräften hergestellt. Eine Produktionsverlagerung ist weder leicht noch kurzfristig umzusetzen. Infolge des Krieges mussten bereits ganze Fabriken schließen. Wann sie wieder öffnen können, ist in Anbetracht der andauernden Kampfhandlungen nicht vorhersehbar – eher wird in Monaten denn in Wochen gedacht, wenn überhaupt.
Unsichere Vertragslagen in unsicheren Zeiten
Bereits vor Beginn des Ukraine-Krieges hatte die Branche mit der steigenden Inflation zu kämpfen. Die aktuell stetig steigenden Energie- und Rohstoffpreise verschärfen das Problem. Nicht zuletzt die stark schwankenden und rekordverdächtig hohen Energiepreise belasten die Branche massiv. Die häufig angewendeten Treibstoff- und Bunkerklauseln können diese Entwicklungen nicht mehr abfangen und die Flottenbetreiber entlasten, wie es ihre Aufgabe wäre. Innerhalb von sechs Monaten hat sich der Preis für Schiffstreibstoff verdoppelt. Pro Tag wird mit Mehrkosten von 25.000 Dollar gerechnet. Folge: Vielerorts, zum Beispiel im fragmentierten Transportmarkt Italiens, wird die Arbeit eingestellt wird, weil sich der Mitteleinsatz nicht mehr rentiert und sich Vertragspartner auf „höhere Gewalt“ berufen. So blockieren sie Verhandlungen über denkbare Kompromisslösungen.
Die steigenden Treibstoffkosten sind dabei das vor allem in der Öffentlichkeit am stärksten diskutierte Problem. Doch auch der enorme Anstieg der Rohstoffkosten wirkt sich bereits auf die Preise von Verkehrsträgern, seien es Schiffe, Bahnwaggons oder Autotransporter sowie andere Assets aus. Die Inflation lässt zudem allgemein die Löhne steigen. So ergeben diese aus verschiedenen Richtungen kommenden Faktoren eine Gemengelage, in der Transportunternehmen ebenso wie ihre Auftraggeber mit Preisschüben in bislang nicht bekanntem Ausmaß konfrontiert sind.
Mike Sturgeon, Executive Director der ECG, zur aktuellen Situation: „Zuallererst gilt unser tiefstes Mitgefühl und unsere Anteilnahme allen von der völkerrechtswidrigen Militäroperation betroffenen Menschen in der Ukraine. Die ECG und ihre Mitglieder unterstützen die Betroffenen, wo immer dies möglich ist, sind dafür jedoch auch auf ihre Vertragspartner angewiesen. Außergewöhnliche Zeiten erfordern dabei außergewöhnliche Maßnahmen. Wenn die Verträge nicht schnell überarbeitet werden, wird das, was von der Branche in diesen Tagen noch übrig ist, zum Stillstand kommen, da Cashflow-Probleme den Betrieb zum Erliegen bringen dürften. OEMs und andere Verlader müssen ihre Verträge unverzüglich den steigenden Kraftstoffpreisen anpassen. Zudem müssen sie gegenüber ihren Zulieferern und Logistikdienstleistern volle Transparenz über die künftig benötigten Mengen herstellen, damit die erforderlichen Kapazitäten für Transport und Produktion geplant werden können.“"
Die ECG, der Verband der Europäischen Fahrzeuglogistiker, ist seit 1997 das Sprachrohr der Fahrzeuglogistikbranche in Europa. Der Verband vertritt die Interessen von fast 140 Mitgliedsunternehmen und Partnern, von kleinen und mittleren Familienbetrieben bis hin zu multinationalen Konzernen, und ist der wichtigste Interessenvertreter der europäischen Fahrzeuglogistikbranche. Die ECG vertritt alle Verkehrsträger auf EU-Ebene – Straße, Schiene, Seeverkehr und Binnenschifffahrt. ECG-Mitglieder erbringen Transport-, Vertriebs-, Lager-, Aufbereitungs- und Nachbearbeitungsdienstleistungen für Hersteller, Importeure, Autovermieter und Fahrzeugleasingunternehmen in der gesamten EU sowie in Norwegen, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich, der Türkei, Russland, der Ukraine und darüber hinaus. Sie besitzen oder betreiben mehr als 380 Autotransportschiffe, 14.900 speziell angefertigte Eisenbahnwaggons, 28 Binnenschiffe und mehr als 27.800 Lkw. Als bedeutender Arbeitgeber spielt die Fertigfahrzeuglogistik eine wichtige Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg der Europäischen Union. Die ECG-Mitglieder erwirtschaften einen Gesamtumsatz von rund 24,5 Mrd. Euro. Die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die mit dem Sektor verbundenen Unternehmen werden auf 64 Mrd. Euro geschätzt. Mehr als 112.000 Europäer sind direkt in der Fahrzeuglogistikbranche beschäftigt und weitere 230.000 Jobs sind indirekt mit diesem Sektor verbunden.

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