Starker Anstieg des Rezessionsrisikos – IMK-Konjunkturampel schaltet auf „rot“
14.04.2022
Düsseldorf, 14.04.2022 - Die wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, aber auch die Omikron-Welle in China, lassen die Rezessionswahrscheinlichkeit in Deutschland sehr stark ansteigen. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. Das Risiko, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden drei Monaten eine Rezession durchläuft, hat sich in den vergangenen Wochen fast verdreifacht: Es ist von 23,9 Prozent Anfang März auf jetzt 65,4 Prozent gestiegen. Das ist der höchste Wert seit März 2020. Damals mussten in der ersten Corona-Welle viele Wirtschaftsaktivitäten heruntergefahren werden. Zudem weist das Frühwarnsystem, das die aktuell verfügbaren Wirtschaftsdaten bündelt, für das zweite Quartal von April bis Ende Juni auch eine höhere statistische Streuung aus. Dieses Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren hat von 16,2 Prozent auf 26,2 Prozent zugenommen. In der Summe überschreiten Rezessionsrisiko und Unsicherheit deutlich den Schwellenwert von 70 Prozent für eine akute Rezessionsgefahr. Daher schaltet der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator von „gelbrot“ auf „rot“.
Die starke Zunahme der Rezessionswahrscheinlichkeit beruht auf diversen konjunkturellen Frühindikatoren, die sich in letzter Zeit negativ entwickelt haben. Großen Einfluss haben derzeit schlechtere Finanzmarktdaten und Stimmungsindikatoren. So ist der IMK „Finanzmarktstressindex“, der einen breiten Kranz von Indikatoren zusammenfasst, weiter gestiegen. Eine Ursache dafür sind höhere Prämien für Kreditrisikoversicherungen. Eine andere die deutlichen Zinsaufschläge, die Unternehmen für ihre Anleihen gegenüber Staatspapieren zahlen müssen, was für verschlechterte Finanzierungsbedingungen sorgt. Zudem ist der ifo-Geschäftsklimaindex im März 2022 stark eingebrochen. Als weitere Faktoren für die Eintrübung der Konjunkturaussichten nennt IMK-Konjunkturexperte Dr. Thomas Theobald die durch die Energiepreisschocks drastisch gestiegene Inflation sowie erneut verschärfte Lieferengpässe durch den Lockdown in chinesischen Industrie- und Hafenmetropolen wie Shanghai. Angespannte Lieferketten und hohe Transportkosten träfen besonders die Industrie. Die Probleme spiegelten sich wider in ersten Rückgängen beim Auftragsbestand, nachdem dieser 2021 ein historisches Rekordniveau erreicht hatte.
Das IMK rechnet in seiner aktuellen Konjunkturprognose für das erste Halbjahr 2022 mit einer Stagnation des Bruttoinlandproduktes (BIP). Die aktuellen Ergebnisse des Konjunkturindikators stünden im Einklang mit dieser Prognose, erklärt Konjunkturforscher Theobald. Die bisher verfügbaren Daten zur Produktion im Produzierenden Gewerbe sowie zu den Umsätzen im Einzelhandel ließen vermuten, dass das Wachstum der Wirtschaftsaktivität im ersten Quartal des Jahres allenfalls eine schwarze Null erreicht hat. Im aktuellen zweiten Quartal dürften der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden erwähnten wirtschaftlichen Belastungen dann noch stärker durchschlagen.
„Mit den vorliegenden Ergebnissen mehren sich die Indizien auch dafür, dass die deutsche Wirtschaft bis zur zweiten Jahreshälfte zwei aufeinanderfolgende Quartale mit BIP-Rückgängen und somit nach landläufiger Definition eine leichte Rezession erleben könnte“, sagt der Ökonom. „Die Wirtschaftspolitik hat in Form der Energie-Entlastungspakete für Haushalte sowie des Hilfspakets für Unternehmen, die besonders unter den Folgen des Ukraine-Kriegs leiden, schnell reagiert. Das wird die Wachstumsverluste mildern, allerdings dürfte das nicht alle sozialen Härten, unter anderem bei Rentnerinnen und Rentnern, auffangen. Die Politik sollte also bereit sein, noch mehr zu tun.“
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.

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