Wirtschaft

SKF und Blohm + Voss Industries - Synergien für mehr Wachstum

12.08.2014

Hamburg | Schweinfurt: Mit der Übernahme des Schiffbauzulieferers Blohm + Voss Industries (BVI) Anfang 2013 hat SKF im Schiffbau-Segment die Weichen auf Wachstum gestellt. Ob Produktportfolio, Vertriebswege, Fertigungskapazitäten oder Technologien: Die Unternehmen ergänzen sich optimal. Davon profitieren die Kunden rund um den Globus.

Synergien – wer diesen Begriff im Zusammenhang mit Unternehmensübernahmen hört, denkt schnell an Kostenreduktion und Personalabbau. „Als der Verkauf unseres Unternehmens anstand, hatten wir natürlich Sorge, dass wir von solchen Konsequenzen betroffen sein könnten“, berichtet Martin Johannsmann, Geschäftsführer der heutigen SKF Blohm + Voss Industries GmbH. „Bei SKF sind wir jedoch bei einem strategischen Investor gelandet, der unser Geschäft stützen und ausbauen will. Und der auf Wachstumssynergien setzt.“

Sich ergänzende Produktportfolios
Allein der Blick auf die Angebotsportfolios von SKF und BVI für die Schifffahrtsbranche zeigt, warum das so ist. Denn zwischen den Produkten von SKF und BVI gibt es praktisch keine Überschneidungen, hier ließen sich also keine Kostensynergien realisieren. SKF liefert beispielsweise Kupplungen, Maschinenpassstücke und Dichtungen, BVI fertigt Stevenrohrabdichtungen und ganze Stevenrohrsysteme, außerdem Stabilisatoren und Bilgenwasserentöler.SKF und Blohm + Voss Industries - Synergien für mehr Wachstum
Foto: Gleitlager sind bei der Lagerung von Propellerwellen vorteilhaft, da sie Vibrationen abfedern können.

Beide Unternehmen bieten Lager an. SKF ist vor allem bekannt für seine Wälzlager, BVI hat sich als Anbieter von Gleitlagern im Schiffbau etabliert. „Also kannibalisiert sich SKF durch die Übernahme von BVI nicht selbst“, wehrt Martin Johannsmann ab. „Vielmehr ergänzen sich die unterschiedlichen Technologien optimal.“

Foto: Gleitlager sind bei der Lagerung von Propellerwellen vorteilhaft, da sie Vibrationen abfedern können.

Klassischerweise werden Wälzlager dort eingesetzt, wo viele Anlaufzyklen nötig sind und das Lager wenig Spiel haben darf. Gleitlager sind dann die beste Lösung, wenn es kontinuierliche Rotationen gibt und das Lager Vibrationen unterliegt. Diese kann der Ölfilm des Gleitlagers deutlich besser abfedern. SKF bietet nun beides aus einer Hand. Genau davon profitiert der Kunde, meint Martin Johannsmann: „Die Entscheidung für die eine oder andere Technologie kann vom individuellen Fall abhängig sein. Wir können jetzt den Kunden auf seinen Bedarf hin optimal beliefern.“

Vertriebs- und Produktionsressourcen greifen ineinander
Ein entscheidender Punkt für die Akquisition von BVI war auch der Zugang zum Schiffbaumarkt, der speziellen Strukturen unterliegt. Der Hamburger Schiffbauzulieferer verfügt über ein globales Netzwerk an Verkaufsagenten und Service-Stationen, das über Jahrzehnte hinweg gewachsen ist. „Dank dieses Netzwerkes können wir aktiv auf die Werften und Reeder zugehen. Unsere Agenten sind teilweise Familienunternehmen, die in dritter Generation geführt werden, und die über langjährige Kontakte in ihre Märkte verfügen.“ SKF hingegen sei vor allem stark im Geschäft mit Systemlieferanten, also Anbietern, die Systemlösungen wie zum Beispiel Pod-Antriebe für den Schiffbau anbieten. „Für solche zentralen Kunden hat SKF Key Accounts eingerichtet, dies war BVI aufgrund seiner bisherigen Größe bislang nicht möglich“, erklärt Johannsmann. „Diese Wege können wir nun auch nutzen.“ Darüber hinaus vertreibt SKF seine Produkte in Branchen, die auch für BVI interessant sein könnten. Johannsmann: „Windenergie ist so ein Beispiel. Hier können wir stark von den bereits etablierten Strukturen bei SKF profitieren.“

SKF und Blohm + Voss Industries - Synergien für mehr Wachstum

Foto: Riesig - seit der Übernahme von Blohm + Voss Industries bietet SKF der Schiffbaubranche auch gigantische Stabilisatoren an.

Umgekehrt ergeben sich dank der Fähigkeiten von BVI auch Vorteile für SKF im Bereich der Windenergie. „Wir haben kürzlich zwei Windkraftlager im Auftrag von SKF aufgearbeitet“, nennt Martin Johannsmann ein Beispiel. Solche Lager wiegen über 30 Tonnen, sind knapp vier Meter lang und haben einen Wellendurchmesser von rund 100 Zentimetern. „Da die Wälzlagerproduktion in der Regel auf Produktserien und hohe Stückzahlen abzielt, ist sie sehr spezialisiert. Eine solche Instandsetzungs-Aufgabe passt also nicht ganz zu den Serienfertigungsanlagen bei SKF“, erklärt der Geschäftsführer. BVI habe jedoch die Möglichkeiten dazu. „Wir fertigen teilweise komplett individuell für den Kunden und auch nur mit sehr geringen Stückzahlen, im Bereich der Stabilisatoren sogar mit deutlich größeren Werkstücken. Dadurch sind unsere Maschinen flexibler ausgelegt. Das ermöglicht uns, auch Sonderaufgaben zu übernehmen.“

Kunden profitieren vom kombinierten Know-how
Zu guter Letzt sieht Martin Johannsmann weiteres Potenzial für Synergien bei der Integration von Technologien. In Stevenrohrabdichtungen beispielsweise werden sowohl Dichtungsringe als auch Schmierungslösungen benötigt. „SKF hat hierfür die Kompetenzen und Technologien im Haus. Und SKF Blohm + Voss Industries eine zusätzliche Option, um sein Produkt weiterzuentwickeln.“SKF und Blohm + Voss Industries - Synergien für mehr Wachstum

Gleichwohl lassen sich die Komponenten nicht einfach austauschen. „Zuverlässigkeit ist bei kritischen Komponenten in der Schifffahrt der entscheidende Faktor.

Deshalb werden wir Technologien von SKF erst dann in unsere Produkte integrieren, wenn wir ganz sicher sind, dass die Lösungen miteinander harmonieren und sie die Gesamtqualität nicht beeinträchtigen.“

Wie bei allen anderen Fremdanbietern auch, bedarf es intensiver Entwicklungsarbeit und ausführlicher Testreihen, um dies zu bestätigen. Erste Projekte dazu seien bereits angelaufen.

Foto: Martin Johannsmann, Leiter der SKF Business Unit Marine und Geschäftsführer SKF Blohm + Voss Industries.

„Doch bis wir wirklich Ergebnisse sehen können, wird noch einige Zeit ins Land ziehen“, sagt der SKF BVI-Geschäftsführer. Wie alle Wachstumssynergien seien auch diese nicht von heute auf morgen umsetzbar.

Mittel- bis langfristig seien im Bereich der Technologien jedoch die meisten Synergieeffekte zu erwarten, von denen der Kunden profitieren werde. „SKF verfügt über vertieftes Ingenieurswissen in nahezu allen industriellen Branchen. BVI ist spezialisiert auf die besonderen Anforderungen des Schiffbaumarkts“, fasst Martin Johannsmann zusammen.

„Wenn es uns gelingt, dies zusammenzuführen, profitiert am Ende der Kunde – in Form von innovativen und zuverlässigen Produkten, intelligenten Dienstleistungen sowie flexibler Anpassung an die sich wandelnden Märkte.“ (Pressemeldung vom 12.08.2014)

Quelle: SKF GmbH | Foto: SKF GmbH
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