Schutz maritimer Infrastrukturen
20.10.2022
Nordenham: Aktuell steht die Sicherheit von maritimen Infrastrukturen stark im Fokus der Öffentlichkeit. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) forscht daran, Hafenanlagen zu schützen und deren Funktionsfähigkeit zu gewährleisten. Am Mittwoch, den 19. Oktober führte das DLR am Seehafen in Nordenham dazu eine Technologiedemonstration in Zusammenarbeit mit Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) durch. Im Rahmen des Projekts MARLIN wurden verschiedene Szenarien zur Störung eines Hafenbetriebs durchgespielt. Vom DLR entwickelte Technologien und ein daraus generiertes echtzeitfähiges Lagebild des Hafens sollen BOS zukünftig bei Ihrer Arbeit unterstützen, um die Sicherheit von Häfen zu gewährleisten.
- Am 19. Oktober 2022 hat das DLR eine Technologie-Demonstration zum Schutz eines Hafenareals in Nordenham durchgeführt.
- Es wurde ein Szenario mit Störung des Hafenbetriebs jeweils vom Land, vom Wasser aus und aus der Luft simuliert.
- DLR erstellt echtzeitfähiges Lagebild durch Erfassung und Verarbeitung von Beobachtungsdaten aus der Luft sowie vom Wasser und Land.
„In der Sicherheitsforschung des DLR konzentrieren sich die einzigartigen Kompetenzen der beteiligten Institute sowie deren Forschungsinfrastruktur. Gemeinsam mit den Forschungsbereichen Luft- und Raumfahrt, Energie und Verkehr entstehen anwendungsnahe Lösungen die auf eine unmittelbare Nutzung ausgerichtet sind,“ erläutert Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR. „Um unsere innovativen Sicherheitslösungen zielgerichtet in die Anwendung zu bringen, geht das DLR konsequent Kooperationen ein mit Politik und Behörden, mit Industrie und Wirtschaft. Auch wurde bereits gemeinsam mit der Industrie ein Konzept für eine sicherheits- und schutzstatusbezogene Lageerfassung von Offshore-Windparks entwickelt.“
Störung des Hafenbetriebs als Testfall
Im Mittelpunkt der Demonstration stand der Schutz eines Hafenareals mit Störung jeweils vom Land, vom Wasser aus und aus der Luft. Das Szenario sah folgendermaßen aus: Ein Handelsschiff mit Gefahrengut beladen legt an der Kaimauer an. Kurze Zeit später spähen Eindringlinge die Lage zunächst mit einer Drohne aus. Dies wird vom System registriert. Eine Drohne aus dem Abwehrsystem verdrängt die Späherdrohne. Als nächstes nähern sich Personen in einem Boot sowie vom Land. Durch Zünden einer Rauchbombe an Land versuchen diese ein Ablenkungsmanöver zu starten um die Aufmerksamkeit von der Wasserseite zu ziehen, sodass sie von dort unbemerkt in den Hafen gelangen können. Auch potenzielle Gefahren unter Wasser, wie beispielsweise Sprengsätze sind Teil des erdachten Szenarios. Nachdem der seeseitige Eindringversuch verhindert wurde, dreht das Schlauchboot ab und die Insassen werfen etwaiges Beweismaterial über Bord.
Mehrere Geräte mit installierten Sensoren beobachten das Szenario und erzeugen aus der Fusion verschiedener Geo- und Sensordaten ein komplexes Lagebild. Fest installierte sowie mobile Kameras an einem Bus und Roboterhund zeichnen Fotos und Videos auf. Dabei kommen verschiedene Kamerasysteme zum Einsatz. Kameras mit aktiver Laserbeleuchtung, sogenannte Range-Gated-Systeme, können durch den Nebel sehen. Damit lassen sich bei schlechter Sicht Personen oder auf dem Wasser treibende Gegenstände gut erkennen. Zusätzlich liefern auf Drohnen installierte Kameras einen Überblick aus der Luft über die Gefahrenzone und die Umgebung.
Foto: Der Roboterhund patrouilliert das Einsatzgebiet - auf seinem Rücken können unterschiedliche Sensorsysteme montiert werden. Mit dem in Sankt Augustin am Institut für den Schutz terrestrischer Infrastrukturen beheimateten System lassen sich verschiedene Bereiche automatisiert und dynamisch erfassen, während die Daten direkt in den Lageraum übertragen werden. Simuliert wird zudem der Einsatz in der Nähe von potentiellen Gefahrstoffen, denen sich Personen nicht nähern sollten. Foto: © DLR. Alle Rechte vorbehalten
Foto: Mittels Drohne erhält das Team im Lageraum einen ausgezeichneten Überblick über die Situation - der Blick aus der Vogelperspektive gibt nach dem erkannten Eindringen in das Hafenareal wichtige Erkenntnisse über die weiteren Vorgänge. Die Bilder einer hochauflösenden Kamera werden in den Lageraum übertragen, sodass das Team dort eine bessere Bewertung der Situation vornehmen kann. Foto: © DLR. Alle Rechte vorbehalten
Foto: Im Lageraum laufen die Sensordaten und verarbeiteten Informationen zusammen - auf mehreren Bildschirmen werden die Messdaten und gewonnenen Erkenntnisse live visualisiert. Automatisch erkannte Objekte, wie Schiffe oder Fahrzeuge, aber auch Personen werden in den Bilddaten mit ihrer zugehörigen Position angezeigt. Das System gibt beim Erkennen eines ungewünschten Ereignisses einen Alarm aus und weist auf die entsprechenden Orte hin. Foto: © DLR. Alle Rechte vorbehalten
"Die heutige Demonstration ist für uns sehr zufriedenstellen gelaufen. Ich finde es bemerkenswert, dass es unserem Team in so kurzer Zeit gelungen ist, so viele unterschiedliche Technologien in einem gemeinsamen Lagebildsystem zu vereinen", freut sich Dr. Maurice Stephan, Projektleiter am DLR-Institut für den Schutz maritimer Infrastrukturen in Bremerhaven.
Zum System gehört auch die DLR-Seekatze. Das Sonar des autonomen Unterwasserfahrzeugs kann im Nachgang verlorene oder versenkte Gegenstände auffinden. Detaillierte Aufnahmen über auffällige Stellen kann bei Bedarf ein weiteres ferngesteuertes Tauchfahrzeug liefern.
Echtzeit-Lagebild liefert Überblick
In einem Büro-Container auf dem Hafengelände fließen alle Messdaten dann in einem Lagebild zusammen. Durch Algorithmen unter Nutzung von künstlicher Intelligenz aus dem Bereich des maschinellen Lernens werden relevante Objekte und Ereignisse automatisch erkannt und auf einer Kartenanwendung angezeigt. Auch die aktuellen AIS-Signale, die Schiffe zur ihrer Positionsangabe aussenden, werden auf der Karte dargestellt. Vom sogenannten Lageraum aus haben die beobachtenden Personen einen umfänglichen Überblick über die Situation und potenzielle Gefahren. Somit können sie sicherheitsrelevante Aufgaben besser koordinieren. Von hier können sie Datenquellen und Instrumente steuern oder weitere hinzuschalten. Auch BOS können so die Lage sondieren und ihren Einsatzkräften beispielsweise den besten Weg zum Gefahrenort mitteilen. Das Lagebild ist auch auf mobilen Endgeräten, wie einem Tablet, abrufbar. Somit können Einsatzkräfte von verschiedenen Orten die gleichen Informationen erhalten und koordiniert vorgehen.
Projektleiter Stephans abschließende Gedanken nach einem erfolgreichen Tag: "Unsere Forschung zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass wir intensiv mit behördlichen Endnutzern zusammenarbeiten und für diese unterschiedliche Technologien entwickeln und vorantreiben. Ich bin sicher, dass unsere weitere Arbeit viele unserer Systemkomponenten in Zukunft in die Anwendung bei Realfällen bringen wird."

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