Personalisierten Hepatitis-D-Behandlung
22.06.2022
EU unterstützt multizentrisches Projekt mit insgesamt 6,75 Millionen Euro
Hannover: Hepatitis D ist die bei weitem schwerste Form der chronischen Virushepatitis, die häufig zu Leberversagen, Leberkrebs und zum Tod führt. Allerdings ist das Wissen über die Erkrankung bislang noch sehr begrenzt. Auch der Grund, weshalb Betroffene sehr unterschiedliche Krankheitsverläufe haben, ist noch unbekannt. Das soll ein internationales Forschungsprojekt unter der Leitung von Professor Dr. Heiner Wedemeyer, Direktor der MHH-Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), nun klären. Gemeinsam mit dem Zentrum für Individualisierte Infektionsmedizin (CiiM), einer Einrichtung der MHH und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig, will das Forschungsteam eine große multizentrische Kohorte von Hepatitis‑D‑Patientinnen und -patienten untersuchen, um besser zu verstehen, welche persönlichen Merkmale den Ausgang der Infektion bestimmen. Das Projekt D-SOLVE („Understanding the individual host response against Hepatitis D Virus to develop a personalized approach for the management of hepatitis D“) wird von der Europäischen Union über vier Jahre mit insgesamt 6,75 Millionen Euro gefördert. Davon gehen rund zwei Millionen Euro an die MHH.
Foto: Suchen neue Strategien zur personalisierten Behandlung von Hepatitis D: Professor Dr. Heiner Wedemeyer (links) und Professor Dr. Markus Cornberg Foto:MHH © Karin Kaiser
Hepatitis D gibt der Medizin Rätsel auf
Hepatitis D wird durch eine Koinfektion von dem Hepatitis-B-Virus (HBV) mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) verursacht. Weltweit sind bis zu 20 Millionen Menschen mit HDV infiziert, darunter etwa 250.000 Patientinnen und Patienten in der Europäischen Union. Doch die Erkrankung gibt der Medizin noch einige Rätsel auf. So ist bislang nicht bekannt, warum bis zu 50 Prozent der Betroffenen spontan in der Lage sind, die Vermehrung der Hepatitis-D-Viren im Körper zu kontrollieren. Auch die Fragen, weshalb manche Patienten ein fortgeschrittenes Stadium der Lebererkrankung erreichen oder warum nur einige auf eine antivirale Behandlung ansprechen, sind offen. Da es sich bei HDV um eine seltene Krankheit handelt, gibt es in den einzelnen Kliniken nicht in großem Umfang medizinische Daten über HDV-Infizierte oder geeignete Biobanken mit Gewebe- oder Blutproben von HDV-Patienten. Auch ein zuverlässiges Tiermodell, an dem die Reaktionen auf das Virus wissenschaftlich untersucht werden könnte, fehlt.
Neuen Behandlungsansatz entwickeln
„Mit der multizentrischen Studie können wir dann auf Daten und Bioproben von mehr als 500 Patientinnen und Patienten mit HDV zugreifen und nach Biomarkern für die Immunantwort gegen die Viren suchen“ erklärt Professor Wedemeyer. „Dadurch wollen wir einen neuartigen individualisierten Ansatz für eine Behandlung gegen HDV entwickeln, der klar definiert, welche Patienten besonders schnell behandelt werden müssen, wie lange die Behandlung dauern soll und was mit denen geschieht, die nicht gut auf antivirale Medikamente ansprechen.“
Blaupause für personalisierte Infektionsmedizin
Dafür wollen die Forschenden die verschiedenen Einflüsse der Viren, die individuellen Immunantworten der HDV-Infizierten und auch therapeutische Einflüsse aufklären. Neben den direkten Erkenntnissen aus den Patientenproben wird hierfür auch ein speziell auf HDV angepasstes Mausmodell genutzt. „Mit dem D-SOLVE-Konsortium haben wir die notwendige herausragende klinische, immunologische, bioinformatische und virologische Expertise auf dem Gebiet des HDV aus führenden Zentren in Europa vereint“, betont Professor Dr. Markus Cornberg, Direktor des CiiM. Ziel ist, Strategien zur Patientenüberwachung und antivirale Behandlungsansätze zu personalisieren, um die Krankheitslast zu verringern, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern sowie die durch HDV-Infektionen verursachten Kosten im Gesundheitswesen zu senken. Sind die klinischen Schlüsselfragen nach Viruskontrolle, Krankheitsverlauf und Ansprechen auf eine antivirale Behandlung beantwortet, könnten die Erkenntnisse als Blaupause für personalisierte Infektionsmedizin dienen und helfen andere Viruserkrankungen unter Kontrolle zu bringen.

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