IHKs in MV kritisieren Ländermonitor der Bertelsmann-Stiftung
21.12.2017
Neubrandenburg | Rostock | Schwerin: Staatlich geförderte Ausbildungen lösen nicht die Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt. Die Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern weisen die Forderung der Bertelsmann-Stiftung zurück, dass es staatlich geförderter Ausbildungsprogramme bedarf, um allen Jugendlichen eine adäquate Ausbildung zu ermöglichen. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es aktuell deutlich mehr freie Ausbildungsplätze als Bewerberinnen und Bewerber. Bevor nach subventionierten zusätzlichen Ausbildungsprogrammen gerufen wird, sollte zunächst dafür gesorgt werden, dass Ausbildungsbetriebe besseren Zugang zu interessierten und ausbildungsfähigen jungen Menschen bekommen.
Der Ländermonitor stellt zudem fest, dass die Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern ihr Ausbildungsangebot zwischen 2007 und 2013 deutlich zurückgefahren hätten. Dieser Befund verkennt die tatsächlichen Hintergründe und zeugt von einer nur oberflächlichen Kenntnis des tatsächlichen Ausbildungsmarktes in unserem Land. Vielmehr seien die seit 2011 schlagartig gesunkenen Schulabsolventenzahlen durch den „demografischen Wendeknick“ Auslöser für den Rückgang der Zahl der Ausbildungsverhältnisse wie auch der Ausbildungsbetriebe gewesen. Die Geburtenzahlen hatten sich zu den Wendezeitzahlen halbiert. Entsprechend weniger Schulabsolventen standen ab 2011 für den Ausbildungsmarkt zur Verfügung. Die jährlichen Ausbildungsumfragen der Industrie- und Handelskammern belegen seitdem einen immer höheren Anteil an Ausbildungsbetrieben, die ihre Ausbildungsplätze nicht mehr vollständig oder überhaupt nicht mehr besetzen können. Aktuell sind das rund 50 Prozent der Ausbildungsbetriebe. Den Ausbildungsbetrieben eine zurückgehende Ausbildungsbereitschaft zuzuschreiben, halten die IHKs in MV für unseriös. Vielmehr zeugt diese Aussage davon, dass sich die Autoren der Studie wenig Mühe gemacht haben, die statistischen Zahlen ausgewogen zu interpretieren. Aus Sicht der Industrie- und Handelskammern kommt es darauf an, die Berufliche Bildung im Land wieder deutlich zu stärken. Die Wirtschaft benötigt dafür eine differenzierte Berufsorientierung in allen Schulformen, die vor allem auch die Karrierechancen der beruflichen Weiterbildung aufzeigt. In den Gymnasien kommt es mit der Umsetzung der neuen Richtlinie zur Berufs- und Studienorientierung darauf an, die Berufsorientierung ebenbürtig zur Studienorientierung mit Leben zu füllen. Die IHK-zugehörigen Unternehmen des Landes sind gern bereit, dies praxisnah zu unterstützen. Zudem werden attraktive, erreichbare Berufsschulen mit einer modernen technischen und digitalen Ausstattung, ebenso ausreichend qualifizierte Lehrkräfte sowie attraktive, bezahlbare Internate eingefordert. Das Land sollte zudem die Fahrt- und Unterbringungskosten tragen, wenn an einem entfernten Berufsschulstandort unterrichtet wird. Mittlerweile ist das in Mecklenburg-Vorpommern eher Regel statt Ausnahme. Nur wenn interessierten Bewerbern exzellente Bedingungen für eine berufliche Ausbildung in MV geboten werden, haben es Betriebe künftig wieder leichter, für ihre Ausbildungsplätze zu werben und diese zu besetzen. Wichtig sei zudem, dass Schulabgänger mit anschlussfähigen Kompetenzen die Schule verlassen. Dies würde die Notwendigkeit von kostenintensiven Übergangsmaßnahmen reduzieren.
Fazit: Zur Erhöhung der Ausbildungsquote braucht es das Engagement vieler Ausbildungspartner, um der Beruflichen Bildung den Stellenwert zuzumessen, die sie verdient. Ist und bleibt sie doch wesentlicher Garant der Fachkräftesicherung für die Unternehmen. (Pressemeldung vom 21.12.2017)
Quelle: Industrie- und Handelskammer zu Rostock | Foto: IHK Rostock