Wissenschaft

Herzchirurg des UKSH koordiniert S3-Leitlinie

20.01.2022

UKSH Universitätsklinikum Schleswig-HolsteinLübeck, 20. Januar 2022 - Patientinnen und Patienten mit akutem Lungen- oder Herzversagen sind auf eine Therapie mit Unterstützungssystemen angewiesen: auf eine künstliche Lunge, die das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff befüllt (ECMO), oder auf ein Pumpsystem, das den Kreislauf aufrechterhält und die Herzfunktion ersetzt (ECLS). Empfehlungen zur Anwendung dieser Verfahren wurden in einer S3-Leitlinie zusammengefasst, die in mehreren Parallelpublikationen veröffentlicht wird. Die Entstehung der Leitlinie wurde koordiniert von Prof. Dr. Udo Boeken, Klinik für Herzchirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf, und Prof. Dr. Stephan Ensminger, Direktor der Klinik für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck.

Im fünfjährigen Entstehungsprozess der Leitlinie waren neben mehreren Patientenvertretungen insgesamt 16 medizinische Fachgesellschaften eingebunden. Nach systematischer Literaturrecherche und der Zusammenfassung der Erkenntnisse aus verlässlichen Studien sowie nach sechs Konsensuskonferenzen mit bis zu 35 Delegierten, bei denen unterschiedliche Einschätzungen diskutiert wurden, wurden schließlich 60 Empfehlungen für den ECLS- und ECMO-Einsatz bei Erwachsenen und fast ebenso viele für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen erarbeitet. „Die Erstellung dieser Leitlinie für derart komplexe Therapieverfahren erfordert in erster Linie sehr viel Geduld und Kompromissbereitschaft, um die verschiedenen Interessen im Sinne der Patientinnen und Patienten unter einen Hut zu bringen“, sagt Prof. Ensminger.

Die Leitlinie gibt unter anderem Empfehlungen zur Anwendung, Dauer, Fortführung und Beendigung der Therapie mit den jeweiligen Unterstützungssystemen. Zusätzlich wurde die nötige personelle und strukturelle Ausstattung der durchführenden Kliniken definiert. „Die Empfehlungen stellen eine große Entscheidungshilfe für behandelnde Ärztinnen und Ärzte dar, die so die jeweils individuell bestmögliche Behandlungsstrategie wählen können, um schwerstkranke Patientinnen und Patienten zu stabilisieren“, sagt Prof. Ensminger.

Medizinische Leitlinien geben auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse eine Einordnung zum Nutzen und Schaden bestimmter Untersuchungen und Therapieverfahren. Leitlinien werden in der Regel in vier Klassen eingeteilt: S3-Leitlinien erfüllen die höchsten Qualitätsanforderungen und werden am aufwendigsten erstellt.

(Pressemeldung vom 20.01.2022)
Quelle: UKSH Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
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