Forschungsteam untersucht nun Einflüsse von Nahrungskonkurrenz und Klimawandel
20.07.2021
München | Leipzig | Osnabrück: Ein Forschungsteam der Universität Osnabrück und des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie aus Leipzig hat erstmals tödliche Angriffe von Schimpansen auf Gorillas in freier Wildbahn beobachtet. Ob dieses Verhalten auf die Konkurrenz um Nahrung oder einen durch den Klimawandel bedingten Rückgang der Produktivität des Regenwaldes zurückzuführen ist, soll nun näher erforscht werden.
Foto: Zwei erwachsene Männchen der Rekambo-Gruppe des Loango Chimpanzee Project in Gabun erkunden die Umgebung. Foto: Max-Planck-Gesellschaft © LCP, Lara M. Southern
Schimpansen sind in Ost- und Zentralafrika verbreitet und leben in einigen Gebieten wie dem Loango-Nationalpark in Gabun mit Gorillas gemeinsam im gleichen Habitat. In dem Park ist auch seit 2005 das Loango-Schimpansenprojekt verortet, das von Tobias Deschner, Primatologe am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, und Simone Pika, Kognitionsbiologin an der Universität Osnabrück, geleitet wird. Die Forschenden untersuchen in Loango das Verhalten von rund 45 Schimpansen, mit einem besonderen Schwerpunkt auf ihren sozialen Beziehungen, Interaktionen mit Nachbargruppen, Jagdverhalten, Werkzeuggebrauch und Kommunikation. „Interaktionen zwischen Schimpansen und Gorillas galten bislang als entspannt“, so die Verhaltensbiologin Simone Pika: „Wir haben beide Arten regelmäßig friedlich in Futterbäumen beobachtet und unsere Kollegen aus dem Kongo wurden sogar Zeugen von gemeinsamen Spielen zwischen Schimpansen und Gorillas.“
Tödliche Begegnungen zwischen beiden Menschenaffenarten wurden jedoch noch nie dokumentiert. „Unsere Beobachtungen liefern den ersten Beweis dafür, dass die Anwesenheit von Schimpansen einen tödlichen Einfluss auf Gorillas haben kann. Wir wollen nun untersuchen, was die Gründe für die überraschend aggressiven Interaktionen sind“, so Tobias Deschner.
Aufeinandertreffen von Schimpansen und Gorillas
Was genau war passiert? Die Doktorandin von Simone Pika und Tobias Deschner und Erstautorin der Studie, Lara M. Southern, erinnert sich an die erste Beobachtung im Jahre 2019: „Zunächst hörten wir nur Schreie der Schimpansen und dachten, wir würden eine typische Begegnung zwischen benachbarten Schimpansen-Gemeinschaften beobachten. Doch dann hörten wir Brusttrommeln, ein Imponierverhalten das charakteristisch für Gorillas ist, und stellten fest, dass die Schimpansen auf eine Gruppe von fünf Gorillas gestoßen waren."
In beiden im Artikel beschriebenen Begegnungen bildeten die Schimpansen eine Koalition und griffen die Gorillagruppen an, woraufhin die beiden Silberrücken und die Weibchen der Gruppen sich und ihre Kinder verteidigten. Die Silberrücken und mehrere erwachsene Weibchen konnten fliehen, während zwei Gorillakinder ihren Müttern entrissen und getötet wurden.
Die Autoren aus Osnabrück und Leipzig führen mehrere Erklärungen für die beobachteten Aggressionen an. Tötungen zwischen verschiedenen Arten können entweder als Jagdverhalten oder als Konkurrenz um Nahrung interpretiert werden. „Es könnte sein, dass das Zusammenleben von Schimpansen, Gorillas und Waldelefanten im Loango Nationalpark in Gabun zu stark erhöhter Konkurrenz um Nahrung geführt hat, die sich in Extremfällen in tödlichen Konflikten zwischen den beiden Menschenaffenarten entlädt“, erklärt Tobias Deschner. Eine solche Situation könnte auch durch den Klimawandel bedingten Rückgang der Produktivität des Regenwaldes bedingt sein, wie er vor kurzem in anderen Nationalparks in Gabun beobachtet wurde.
„Wir stehen erst am Anfang, die Auswirkungen der Nahrungskonkurrenz auf die Interaktionen zwischen den beiden Menschenaffenarten zu verstehen", sagt Simone Pika. „Unsere Studie zeigt, dass es noch sehr viel über unsere nächsten lebenden Verwandten zu erforschen und zu entdecken gibt, und dass der Loango Nationalpark mit seinem einzigartigen Mosaikhabitat ein einzigartiger Ort dafür ist.“
Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, Leipzig
Originalveröffentlichung
Lara M. Southern, Tobias Deschner & Simone Pika
Lethal coalitionary attacks of chimpanzees (Pan troglodytes troglodytes) on gorillas (Gorilla gorilla gorilla) in the wild
Scientific Reports, 19 July 2021, DOI: 10.1038/s41598-021-93829-x

Melden Sie sich zum Newsletter an und wir informieren Sie aktuell über neue Meldungen auf nordic market.

Deutscher Strommarkt - Rechtsgutachten: Abschöpfung fiktiver Erlöse verfassungswidrig
25.11.2022 Deutscher Strommarkt - Rechtsgutachten: Abschöpfung fiktiver Erlöse verfassungswidrig, Klagewelle gegen Erlösdeckel für Stromerzeuger erwartet.

Wie wird das Wetter im Norden am Freitag 25. November 2022
25.11.2022 Wettervorhersage für den Norden und aktuelle Wetterlage - Freitag 25. November 2022 - Hamburg, Kiel, Hannover, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein vom DWD.

ENCAVIS erwirbt einen zweiten subventionsfreien 14 MW Solarpark in Schweden
24.11.2022 Encavis erwirbt einen zweiten Solarpark in Schweden als Teil seiner Partnerschaft mit dem norwegischen Solarparkentwickler Solgrid AS

Offshore-Windenergie von EnBW für den Salzgitter-Konzern
23.11.2022 Dritter langfristiger Abnahmevertrag für EnBW-Offshore Windpark He Dreiht
Foto: Salzgitter AG © EnBW Energie Baden-Württemberg AG

HELLA - LED-Kombinationsscheinwerfer
bauma 2022: HELLA präsentiert neue Lichtlösungen für Baumaschinen und Miningfahrzeuge
11.10.2022 bauma 2022 - Weltpremiere: Neuer LED-Kombinationsscheinwerfer von HELLA mit außergewöhnlichem Design für Heavy-Duty Anwendungen

Hella - vollelektrisches Steer-by-Wire-System
Schlüsselkomponenten für vollelektrisches Steer-by-Wire-System von Hella
23.09.2022 HELLA entwickelt serienreife Schlüsselkomponenten für vollelektrisches Steer-by-Wire-System
Foto: HELLA GmbH & Co. KGaA