Fachkräftemangel in deutschen Unternehmen größer als erwartet
04.11.2021
Gütersloh, 04. 11. 2021 - Schon im vergangenen Jahr gingen viele Unternehmen davon aus, dass ihnen 2021 Fachkräfte fehlen werden. Tatsächlich hat sich die Lage noch weiter verschärft, das zeigt eine aktuelle Analyse der Bertelsmann Stiftung. Fachkräftezuwanderung trägt dazu bei, das Problem zu mildern. Allerdings spielt sie für Unternehmen weiterhin nur eine untergeordnete Rolle.
Deutsche Unternehmen berichten von einem noch größeren Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, als vor Jahresfrist angenommen. In einer aktuellen Civey-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung mit einer Stichprobe von 7.500 befragten Unternehmensentscheider:innen gaben zwei Drittel (66 Prozent) an, dass bei ihnen momentan Fachkräfteengpässe bestehen. Im Fachkräftemigrationsmonitor der Bertelsmann Stiftung von Ende 2020 hatte etwas mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (54 Prozent) die Erwartung geäußert, dass ihnen in diesem Jahr Personal fehlen wird.
Die Lage unterscheidet sich je nach Branche, Region, Berufsbild und Qualifikation. Insbesondere fällt auf, dass die Fachkräftelücke bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung am größten ist: 48 Prozent der befragten Unternehmen berichten hier von einem Mangel, während nur 27 Prozent über fehlende Akademiker:innen klagen. Mit Blick auf die Branchen zeigt sich, dass der Pflegebereich sowie der Gesundheitssektor insgesamt besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen sind. Regional betrachtet, bestehen Engpässe in allen Bundesländern. Etwas stärker fallen sie in Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen aus, tendenziell weniger ausgeprägt sind sie in Berlin, Bremen und im Saarland.
Anwerbung ausländischer Fachkräfte spielt weiterhin eine geringe Rolle
Mit einer Trendwende ist den Ergebnissen zufolge nicht zu rechnen, im Gegenteil: 67 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, im kommenden Jahr über weniger Fachkräfte zu verfügen, als sie benötigen. „Fachkräfteengpässe verschärfen sich weiter und ein Ende ist nicht in Sicht. Wir als Gesellschaft brauchen nachhaltige Lösungen, um den demografischen Wandel und die sozial-ökologische Transformation zu meistern. Dabei spielt Zuwanderung neben Aus- und Weiterbildung eine wichtige Rolle“, sagt Matthias Mayer, Migrationsexperte der Bertelsmann Stiftung.
Allerdings setzen nur 16 Prozent der befragten Unternehmen auf die Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland. Eine viel größere Rolle spielen die Ausbildung im eigenen Betrieb, gute Modelle zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Zurückhaltung hat verschiedene Gründe. Am häufigsten führen die Unternehmen sprachliche Barrieren, die schwierige Einschätzung ausländischer Qualifikationen sowie falsche Vorstellungen der Bewerber:innen an. Zwar lassen die Daten erkennen, dass es im Vergleich zur Vorjahresumfrage leichte Verbesserungen auf diesen Gebieten gibt. Aber: „Hürden zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte bestehen trotz erheblicher Fortschritte weiterhin“, sagt Matthias Mayer.
Gezieltere Bedarfsdeckung durch Ausbildungspartnerschaften
Dabei bietet das Anfang 2020 verabschiedete Fachkräfteeinwanderungsgesetz aus Sicht des Experten eine gute Grundlage. Es komme entscheidend darauf an, die darin verankerten Instrumente endlich konsequent und praxistauglich umzusetzen – beispielsweise im Ausland erworbene Kompetenzen nachvollziehbarer zu machen und einfacher anzuerkennen. „Gerade die hohe Nachfrage nach Arbeitskräften mit abgeschlossener Ausbildung zeigt: Deutschland sollte die Möglichkeiten des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes noch besser nutzen, um sich viel gezielter um ausländische Fachkräfte mit mittlerer Qualifikation für diejenigen Branchen bemühen, in denen der Mangel besonders groß ist“, sagt Mayer.
Einen wesentlichen Beitrag hierzu können Ausbildungspartnerschaften zwischen der Bundesrepublik und anderen Ländern liefern. Sie dienen dem Ziel, ausländische Qualifikationen besser mit dem deutschen System der dualen Berufsausbildung zu vereinbaren sowie das gegenseitige Verständnis von Betrieben und zuwanderungswilligen Arbeitskräften zu verbessern. Auch 57 Prozent der befragten Unternehmen fänden es hilfreich, wenn es mehr transnationale Vereinbarungen zur Vermittlung oder Ausbildung von Fachkräften gäbe. Die Bertelsmann Stiftung engagiert sich seit einigen Jahren auf diesem Gebiet und begleitet Projekte mit verschiedenen Ländern, zum Beispiel mit den Philippinen im Pflegebereich.
Zusatzinformationen
Die Ergebnisse basieren auf einer Online-Umfrage des Meinungsforschungsunternehmens Civey. Dafür wurden zwischen dem 10. August und 3. Oktober 2021 je nach Frage rund 7.500 bzw. 500 Entscheider:innen aus deutschen Unternehmen mit einer Größe von mindestens zehn Mitarbeitenden befragt.

Melden Sie sich zum Newsletter an und wir informieren Sie aktuell über neue Meldungen auf nordic market.

Karsten Schneiker wird Vorstand Technik bei der swb AG
27.06.2022 swb AG: Dr. Karsten Schneiker ist vom swb-Aufsichtsrat zum Vorstand Technik bestellt worden.

Grundfos Scala1 erhält World Garden Award
27.06.2022 Das Hauswasserwerk Scala1 5-55 von Grundfos ist mit dem World Garden Award 2022 ausgezeichnet worden. …
Foto: Grundfos GMBH

DLR: Startschuss für zweite Runde im Wettbewerb für Mikrolauncher-Nutzlasten
21.06.2022 DLR: Deutsche Raumfahrtagentur die zweite Wettbewerbsrunde für den Mitflug von Kleinsatelliten auf in Deutschland entwickelten und gebauten Mikrolaunchern.
Foto: DLR- (CC BY-NC-ND 3.0)

Förderstiftung des UKSH - Mehr als 330.000 Euro für innovative Universitätsmedizin
20.06.2022 14. Kuratoriumssitzung - Elf innovative Medizinprojekte erhalten Förderung für zukunftsweisende Gesundheitsversorgung
Foto: Universitätsklinikums Schleswig-Holstein

ETW SmartCycle® PSA
Optimiertes Portfolio ermöglicht effektivere Biogasaufbereitung
07.02.2022 Der Spezialist für Blockheizkraftwerke und Biomethananlagen, ETW Energietechnik aus Moers, hat das Lieferprogramm seines bewährten Biogasaufbereitungssystems, ETW SmartCycle® PSA, für den weltweiten Einsatz auf Biogas- und Abfallvergärungsanlagen optimiert.

Atlas Copco Vacuum Technique - HEX@GRID
Atlas Copco setzt Maßstäbe in punkto Konnektivität
03.12.2021 Atlas Copco Vacuum Technique - HEX@GRID – die innovative Steuerungsplattform für industrielle Vakuumanwender
Atlas Copco Holding GmbH