Wirtschaft

Die Zukunft fotografieren - im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

09.03.2014

MKG Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Hamburg: „Die Zukunft fotografieren“ – das klingt zunächst paradox. Für gewöhnlich ist die Fotografie immer mit der Gegenwart oder der Vergangenheit verknüpft. Mehr als jedes andere Medium thematisiert sie das Verrinnen von Zeit. Der Fotograf drückt den Auslöser und dokumentiert so die Spuren dessen, was stattgefunden hat. Fünf deutsche und fünf russische Fotografinnen und Fotografen, eingeladen vom Goethe Institut Moskau, unternehmen das Experiment, in die andere Richtung zu schauen. Die Künstler konstruieren Bilder am Computer oder fotografieren gebaute Modelle, um utopische und dystopische Orte und Landschaften zu schaffen. Oder sie fotografieren die Gegenwart, die auf die Zukunft verweist.

Das Projekt und die Ausstellung verfolgen dieses utopische Potential der zeitgenössischen Fotografie. Zu sehen sind eigens für das Projekt entwickelte Arbeiten von Olga Chernysheva, Vladislav Efimov, Sofia Gavrilova, Beate Gütschow, Yakov Kazhdan, Anton Kuryshev, Eva Leitolf, Sascha Pohflepp und Chris Woebken, Ricarda Roggan und Jens Sundheim. Die Ausstellung umfasst ein breites Spektrum von Sujets und zeigt zugleich die Bandbreite zeitgenössischer fotografischer Arbeitsweisen. Die Werke reichen von analogen bis zu digital simulierten Positionen, von dokumentarischen bis zu performativen und konstruierenden Herangehensweisen. Dennoch verbinden die Arbeiten wiederkehrende Themen: Sowohl die jungen, als auch die etablierten Fotografen schauen auf die nächsten Generationen, auf den Menschen als Mitglied der Gesellschaft und stellen Fragen an die Zukunft. Sie beschäftigen sich mit Architektur und ihrer Bedeutung als Gesellschaftsmodell sowie Technologie und den damit verbundenen Zukunftsversprechen.

Im täglichen Leben umgeben uns überall „Fotografien der Zukunft“. Die vielleicht einflussreichsten Bilder der heutigen visuellen Kultur –Werbe-und Modefotografien – stellen attraktive Versprechen einer glücklichen Zukunft zur Schau, die – wie sie suggerieren – sofort nach dem Kauf der einen oder anderen Ware erreichbar ist. Die Arbeiten der Ausstellung positionieren sich kritisch zu den Werbefotografien ebenso wie zu den gescheiterten Utopien der Moderne.

Heute sind nicht mehr die Künstler die Visionäre und Ingenieure der utopischen Entwürfe wie noch zur Zeit der russischen Avantgarde. Der Glaube, mit Hilfe der Technologie eine bessere Zukunft zu generieren, lebt jenseits der Kunst fort. Die Politik selbst agiert als Visionär und Bauherr der Zukunft. Die Kunst ist sich ihrer Verantwortung für die Zukunft dennoch bewusst. Die Künstlerinnen und Künstler sind jedoch nicht mehr die „Helden der Avantgarde“, stattdessen nehmen sie häufig die Position des Kritikers ein. Wenn sich die Kunst eher pessimistisch der Zukunft gegenüber positioniert, so ist dies Reaktion auf die optimistischen bunten Bilder der Werbewelt ebenso wie auf die Zukunftsversprechen der Politik.

Anton Kuryshev beobachtet wartende Jugendliche in einer Übergangszone zwischen Bahnhof und Einkaufszentrum.
Ihre Zukunft erscheint ebenso ungewiss wie die der Heranwachsenden, deren Schlafräume Eva Leitolf in einer Auffangeinrichtung für jugendliche Asylanten fotografiert. Eine Reihe von Arbeiten thematisiert die Befindlichkeiten von Menschen als Teil der Gesellschaft. Yakov Kazhdan inszeniert in seiner Arbeit die Vorstellung eines Lebens unter der Erde, wie sie in Science Fiction-Szenarien nahe gelegt wird. Er bezieht sich auf ein tatsächlich stattgefundenes Ereignis: Die sogenannten „Einsiedler von Pensa“, eine religiöse Gruppe, harrte in Erwartung eines nahenden Weltuntergangs von Herbst 2007 bis Mai 2008 in einer Erdhöhle bei Pensa in Russland aus. Olga Chernysheva fotografiert die Angestellten einer russischen Bank. Die Tristesse ihres Alltags setzt sie den Werbebildern entgegen, mit denen die Bank für Anlagen wirbt und den Kunden eine bessere Zukunft verspricht. Beate Gütschow schließlich verwebt in ihren, im Studio inszenierten Stillleben einen Kommentar auf die restriktive Politik des russischen Präsidenten Vladimir Putin gegenüber Homosexuellen.

Die Architektur dient seit Thomas Morus‘ Roman „Utopia“ von 1516 bis heute immer wieder als Folie, vor der Zukunftsvisionen verhandelt werden. Jens Sundheim sucht sich eine solche, mit utopischem Potential aufgeladene Architektur in der Ruhr-Universität Bochum. Er fotografiert Laborräume, Versuchsanordnungen oder die im botanischen Garten arrangierte Natur – Orte, an denen Zukunft modellhaft formuliert wird. Sofia Gavrilowa dokumentiert Bauprojekte für den staatlichen Verwaltungsapparat in den Außenbezirken Moskaus und stellt mit der Übermalung ihrer Fotografien diese Strategie der Auslagerung von Behörden aus der Gesellschaft in Frage. Vladislav Efimov richtet dagegen den Blick auf die konstruktivistische Architektur der 1920er und 1930er Jahre in Moskau und St. Petersburg, die zu dieser Zeit als visionäre Manifeste für eine nationale Stadtentwicklungspolitik der Moderne standen.

Wenn über Zukunft nachgedacht wird, spielen Erfindungen und Zukunftstechnologien häufig eine große Rolle. Innovationen und neue Techniken bergen das Versprechen von einer Veränderung und Verbesserung des Lebens in der Zukunft – nicht nur in der Science Fiction. Ricarda Roggan zeigt in ihren Aufnahmen von Spielautomaten aus den 1980er Jahren, wie schnell technische Visionen veralten. Sascha Pohflepp und Chris Woebken beschäftigen sich mit der Konstruktion und Prognose von Zukunft. Ausgehend von real stattgefundenen Ereignissen schaffen sie alternative Vergangenheiten für diese Begebenheiten. (Pressemeldung vom 09.03.2014) 

Quelle: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg | Foto: MK & G, © Jens Sundheim,
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