Die Krise der Schifffahrt - Dr. Andreas Dombret - Deutschen Bundesbank
21.02.2013
Hamburg: Aus der Ansprache beim Neujahrsempfang der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein - Dr. Andreas Dombret - Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank:
Die Krise der Schifffahrt
Seit dem Ausbruch der Finanzkrise unterliegen hoch verschuldete Staaten sowie einige Wirtschaftszweige einem schmerzhaften Bereinigungsprozess. Er ist die Folge eines Cocktails aus viel zu optimistischen Erwartungen und einer nicht tragfähigen Kreditaufnahme. Diese Faktoren sind auch für die Schwierigkeiten in der internationalen Handelsschifffahrt relevant, die Hamburg als „Tor zur Welt“ doppelt betreffen. Zum einen haben mehr als 120 Reedereien hier ihren Sitz. Zum anderen haben mit der Schifffahrt verbundene Finanzdienstleistungen eine große Bedeutung am hiesigen Finanzplatz. Die tiefe Krise der Schifffahrt liegt im Wesentlichen an zwei Gründen:
Erstens zerplatzten die Erwartungen einer andauernden Expansion von Handelsvolumina und Transporterlösen. Mit dem Einbruch der Weltkonjunktur im Herbst 2008 stürzten die Frachtraten in ungeahnte Tiefen. Bis heute ist dieser Verfall nicht überwunden. Der in Hamburg ermittelte New ConTex Index, der die Charterraten für Containerschiffe abbildet, beträgt aktuell nur wenig mehr als ein Drittel des Werts vom Oktober 2007, als der Index eingeführt wurde.
Zweitens erschwert der nahezu ungebremste Anstieg von Kapazitäten die Lage weiter, da sich in Zeiten günstig verfügbarer finanzieller Mittel und optimistischer Erwartungen die Orderbücher der Werften auf der ganzen Welt gefüllt haben. Zusätzlich belastet, dass aus Kostengründen immer größere Schiffe geordert und die kleineren nach und nach verschrottet werden.
In der Folge ist auch die Finanzierung der Schifffahrt in Deutschland in schweres Fahrwasser geraten. Eigenkapitalgeber waren vielfach geschlossene Fonds. Den erforderlichen hohen Anteil an Fremdkapital hatten Banken zu günstigen Konditionen beigesteuert. Inzwischen fahren viele Schiffsfonds Verluste ein oder meldeten sogar Insolvenz an. Die Portfolien der in der Schiffsfinanzierung engagierten deutschen Banken verschlechterten sich deutlich. Einige von ihnen gehörten oder gehören zu den weltweit führenden Kreditgebern dieses Sektors. Inzwischen wird das Neugeschäft zurückgefahren, und einige ehemals bedeutende Kreditgeber haben sich aus diesem Marktsegment zurückgezogen. Ähnlich wie im Kreditgewerbe stehen Reedereien und die gesamte Branche nun vor der Aufgabe, in einem schwierigen Marktumfeld ihr Geschäftsmodell zu überprüfen, um auch künftig das erforderliche Eigen- und Fremdkapital zu gewinnen. Wichtig scheint dabei, auf den Einklang von Risiko und Rendite zu achten und diesbezüglich für Kapitalgeber und sonstige Beteiligten eine hinreichende Transparenz zu gewährleisten. Dies könnte auch den Zugang zu neuen Finanzierungsquellen jenseits des klassischen Bankkredits eröffnen.
Ohne Zweifel handelt es sich bei der Schiffsfinanzierung um ein beträchtliches regionales und sektorales Risiko im Bankensektor. Mitte 2012 betrugen die herausgelegten Darlehen der wichtigsten Kreditgeber etwas mehr als 100 Mrd €. Die Bankenaufsicht analysiert die betroffenen Institute seit einiger Zeit besonders aufmerksam. Gleichzeitig betrachtet und bewertet die Bundesbank die Krise aber auch aus einem breiteren Blickwinkel, der die Stabilität des gesamten Finanzsystems im Auge hat. Dem deutschen Bankensystem hat bislang die robuste Konjunktur geholfen, die Lasten aus den Problemgeschäftsfeldern wie zum Beispiel der Schiffsfinanzierung aufzufangen. Nun darf den vom aktuellen Niedrigzinsumfeld begünstigten Anreizen, Bilanzbereinigungen zu vertagen, nicht nachgegeben werden. (Pressemeldung vom 18.02.2013)

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