Der Teufel tagt im Konferenzraum
29.01.2012
Lüneburg: So jedenfalls sieht es das Drehbuch der satirischen Drama-Serie „Satans Boardroom“ vor. Die Pilotepisode wird in diesen Tagen auf dem Campus der Leuphana und in Lüneburg gedreht. Benjamin Quabeck führt Regie. Lavinia Wilson, Sebastian Blomberg, Martin Umbach und Tom Schilling spielen die Hauptrollen. Das Konzept für den 20minütigen Pilotfilm stammt von Alexander von Lukowitz. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des „Moving Image Lab“ (MIL) der Leuphana hat einen Stoff entwickelt, der grundlegende soziale Fragen und Gegenwartskrisen thematisiert. Im Zentrum steht das Thema der Täuschung - von der Lüge über Blendung bis hin zur Heuchelei. Das „Moving Image Lab“ bietet einen Experimentierraum für praxisnahe Bewegtbildkonzepte im Internet, insbesondere für interaktive Formate (Cross-Media Publishing). Es versteht sich als Think-Tank zur Ausgestaltung von Ideen und als Werkstatt für Filmproduktionen.
Das ungewöhnliche Projekt ist Teil des Schwerpunktes „Digitale Medien“ im EU-Innovations-Inkubator an der Leuphana Universität Lüneburg. Im „Moving Image Lab“ entwickeln Forscher gemeinsam mit renommierten Autoren und Regisseuren sowie erfahrenen Produzenten serielle Fiction-Formate zur Erforschung und Erprobung neuer Gewohnheiten der Mediennutzung. Mit der Konzeption, Produktion und Distribution von digitalen Videoinhalten wollen sie Bausteine für die künftige Medienlandschaft entwickeln. Neue Medienformate gehören dazu ebenso wie innovative Produktions- und Vermarktungsstrategien. Die wachsende Abwanderung des Publikums vom klassischen Fernsehen zwingt Programmanbieter dazu, sich den neuen Medien zu öffnen und neue Mitbewerber zu akzeptieren. Die technischen und ästhetischen Grundlagen des Internets ermöglichen dabei multimediale Unterhaltungsangebote, in denen sich Geschichten besonders für Zielgruppen unter 35 Jahre erzählen lassen. Vorbilder sind angelsächsische TV-Serien wie „Mad Men“ oder „Breaking Bad“. Sie erzählen fiktionale Kammerspiele in immer wieder neuen Konstellationen und beschränken sich dabei auf eine überschaubare Anzahl von Hauptcharakteren. „Satans Boardroom“ ist eine Mischung aus magischem Realismus und tradiertem Mystizismus, die unter dem Stichwort „Urban Fantasy“ das Fernsehen neu belebt.
„Für die Region Lüneburg bietet das die große Chance, zum Produktionsstandort für eine weitere Filmserie zu werden“, sagt Holm Keller, hauptberuflicher Vizepräsident der Leuphana und Inkubator-Verantwortlicher, mit Blick auf die ARD, die bereits vor Jahren die Stadt Lüneburg und deren Umgebung als Produktionsstandort für fiktionale Stoffe entdeckt hat. Ziel sei es, für das neue Format Programmanbieter und Verwerter zu gewinnen, die verstärkt auf den Zuschauer als aktiven Mediennutzer setzen. Das Internet biete dafür die idealen Voraussetzungen. Hier könnten Filme mit Spielen, Social Media, Musik oder Dokumentationen problemlos verknüpft werden. Erste Gespräche mit interessierten Sendeanstalten und anderen Institutionen seien erfolgreich verlaufen.
Der Innovations-Inkubator Lüneburg ist ein europaweit einmaliges Projekt zur Förderung der Wirtschaft im ehemaligen Regierungsbezirk Lüneburg. Die Leuphana Universität Lüneburg und das Land Niedersachsen haben das Projekt 2009 gemeinsam gestartet. Die europäische Union fördert es massiv. Der Inkubator zielt darauf ab, den Transfer von Wissen aus der Universität in die regionale Wirtschaft zu beschleunigen. Das stärkt die Wettbewerbsposition der kleinen und mittleren Unternehmen und schafft neue Arbeitsplätze. Außerdem fördert das Projekt die Ausbildung hoch qualifizierter Absolventinnen und Absolventen auch für den regionalen Arbeitsmarkt.
Bis 2015 werden mehr als 50 Projekte an der Leuphana Universität Lüneburg realisiert. Wissenschaftler und Unternehmer aus der Region arbeiten dafür eng zusammen. Drei Schwerpunkte prägen die thematische Ausrichtung des Inkubators: „Gesundheit“, „Digitale Medien“ und „Nachhaltige Energie“.
Insgesamt verfügt der Inkubator über ein Forschungsmittelvolumen von annähernd 100 Millionen Euro. Knapp zwei Drittel hiervon kommen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung der Europäischen Union. (Pressemeldung vom 26.01.2012)
Quelle: Leuphana Universität Lüneburg | Foto: Leuphana