Batteriezellfertigung Europa
18.01.2022
Frankfurt am Main: Während sich der asiatische Maschinenbau in Europa als Ausrüster in der Batteriezellherstellung etabliert, droht die europäische Industrie ins
Hintertreffen zu geraten. Nur wenn die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzt und
die gesamte Industrie zusammenarbeitet, kann Europa im Rennen um die beste Produktionstechnik bestehen und seine starken technologischen Kompetenzen ausspielen.
- Politik muss die richtigen Rahmenbedingungen setzen
- Strukturelle Herausforderungen müssen erkannt und gelöst werden
- Neue Verfahren und Produktionslösungen müssen in einer vernetzten
Großserien-Zellfertigung zusammenfließen
Politische Rahmenbedingungen brauchen Anpassungen
Teilweise hochsubventioniert, mit Erfahrung in der Großserienproduktion und durch den enormen Zeit- und Erfolgsdruck beim Bau neuer Zellfabriken, sind vor allem chinesische Maschinen- und Anlagenbauer derzeit im Vorteil, wenn es um die Rolle des Ausrüsters für die Batteriezellproduktion geht. Die deutsche und europäische Politik muss sich in diesem Kontext darüber im Klaren sein, dass die Wettbewerber ihren Vorsprung weiter ausbauen werden, wenn sich bestehende Rahmenbedingungen in Europa nicht ändern. Hierzu wäre die Einführung eines europäischen Instruments gegen subventionierte Unternehmen aus Drittstaaten ein entscheidender Ansatzpunkt europäischer Politik. Ziel muss es sein, unfairen Wettbewerb zu unterbinden.
Herausforderungen und Spitzentechnologien im Fokus
Zugleich müssen strukturelle Herausforderungen gelöst werden. Gregor Grandl, Senior Partner Porsche Consulting, erläutert: „Technologisch ist der europäische Maschinen- und Anlagenbau gut aufgestellt. Was fehlt, ist die komplette Batteriezellfertigung aus einer Hand. Wir glauben, dass hier neue Möglichkeiten geschaffen werden müssen, um die strukturellen Herausforderungen gemeinsam zu meistern und das Potenzial dieser Zukunftsindustrie für den Standort Europa zu heben.“
Dieses Potenzial beruht insbesondere auf den Hightech-Kompetenzen und damit verbundenen Optimierungs- und Differenzierungsmöglichkeiten des europäischen Maschinen- und Anlagenbaus. Die Bereitstellung einer kompletten Produktionslinie zur Batteriezellfertigung aus einer Hand birgt aber wegen der Vielzahl und Spezialisierung der involvierten Firmen hohe Risiken und ist mit erheblichem Aufwand verbunden. Das Risiko in Vorleistung zu gehen oder die Haftung bei möglichen Produktionsausfällen für eine gesamte Linie zu übernehmen, ist insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen zu hoch.
Firmen wie die auf die Mischtechnik spezialisierte Maschinenfabrik Gustav Eirich GmbH & Co KG stehen vor diesen Herausforderungen. Dazu sagt Stephan Eirich, Geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens: „Als mittelständischer Maschinen- und Anlagenbauer sind wir bereit, uns den strukturellen Herausforderungen, wie dem rasant wachsenden Marktvolumen und beschleunigten Entwicklungszyklen, zu stellen. Dafür braucht es aber Lösungen für ein tragbares finanzielles Risiko.“
Gezielte Maßnahmen für starken Mehrwert
Die Politik kann hier unterstützen, indem sie finanzielle Anreize setzt, Instrumente zur Risikominimierung entwickelt und Planungssicherheit schafft, Hartmut Rauen, stv. VDMA-Hauptgeschäftsführer erläutert: „Degressive Abschreibungsmöglichkeiten und eine Erhöhung der steuerlichen Forschungsförderung können gezielt den Standort stärken. Gleichzeitig muss der Maschinenbau seine Expertise im Bereich der Interoperabilität und einer intelligent vernetzen Produktion weiter ausbauen. Zudem können Regeln zur Nachhaltigkeit die Wettbewerbsposition festigen, sofern sie unbürokratisch sind.“
Dr. Sarah Michaelis, VDMA Batterieproduktion sagt: „Ergänzend dazu braucht es Mut, Risikobereitschaft und den Willen neue Wege zu gehen. Nur so können die Herausforderungen der Zukunft in der Batterieproduktion gemeistert werden. Mit alten Strukturen werden wir im internationalen Wettbewerb nicht bestehen.“
VDMA Kurzposition_Fairen Wettbewerb für Batteriezellproduktion stärken
Der VDMA vertritt mehr als 3400 deutsche und europäische Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus. Die Industrie steht für Innovation, Exportorientierung und Mittelstand. Die Unternehmen beschäftigen rund vier Millionen Menschen in Europa, davon mehr als eine Million allein in Deutschland. Der Maschinen- und Anlagenbau steht für ein europäisches Umsatzvolumen von rund 800 Milliarden Euro. Im gesamten Verarbeitenden Gewerbe trägt er mit einer Wertschöpfung von rund 270 Milliarden Euro den höchsten Anteil zum europäischen Bruttoinlandsprodukt bei.
VDMA Batterieproduktion ist eine Fachabteilung im Fachverband EMINT (Electronics, Micro- and New Energy Production-Technologies). Die Abteilung thematisiert die Produktionstechnik für stationäre und mobile Hochleistungs-Energiespeicher aller Technologien, mit derzeitigem Fokus auf die Lithium-Ionen-Technologie. Über 120 engagierte Mitgliedsfirmen sind bereits in der Fachabteilung vertreten. Unsere Mitglieder bilden die gesamte Prozesskette der Batteriefertigung ab: Materialaufbereitung, Elektroden- und Separatorfertigung, Zellassemblierung, Modulfertigung, Batteriepackfertigung. Die Produktion erfordert Maschinen, Anlagen, Maschinenkomponenten, Werkzeuge und Dienstleistungen aus den unterschiedlichsten Bereichen: Vom Vermahlen, Mischen und Beschichten bis hin zur Montage-, Handhabungstechnik und Robotik.
Webseite: vdma.org/batterieproduktion

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